DIE ERFORSCHUNG DER SCHRIFTEN KONSTANTINS VII. PORPHYROGENNETOS IN DER SERBISCHEN HISTORIOGRAPHIE

von Nikola Radojčić

Zusammenfassung
Die Nachrichten aus den Schriften des byzantinischen Kaisers fanden den Weg in die serbische Historiographie nicht durch die ersten Ausgaben von De administrando imperio (1611) und De thematibus (1617), sondern durch die viel gerühmte Chrestomathie Martini Hankii De Byzantinarum rerum scriptoribus Graecis liber (1687). Diese wurde vom Grafen Georg Branković bei Abfassung seiner Chroniken in grossen Ehren gehalten und oft angeführt. Eine breitere und gründlichere Kenntnis der Schriften des Porphyrogennetos konnten die gelehrten Serben aus einem Werke schöpfen, das als eine lateinisch geschriebene serbische Geschichte geplant war (1728). Der Verfasser war Johannes Tomka Szaszky, welcher seinen anfänglichen Plan fallen liess und statt einer Geschichte der Serben eine Geschichte aller Balkanslaven unter dem Titel Illyricum vetus et novum schrieb. Das Buch erschien ohne seinen Namen mit dem irreführenden Titel, in welchem Carolus Du Fresne Dominus Du Cange als Autor bezeichnet war (1746). In Wahrheit ist nur der mittlere Traktat der Byzantinischen Geschichte Du Cange entnommen, der erste und der dritte haben aber zu ihrem Verfasser Szaszky. Wie bekannt, hielt sich Du Cange bei der Abfassung der ältesten serbischen Geschichte meistens an Prophyrogennetos, unter der Beihilfe des Johannes Lucius.

Aus den allzugrossen Chroniken des Grafen Branković wurden fleissig Auszüge gemacht. Einen solchen und das Illyricum vetus et novum machte Paul Julinac zur Grundlage seiner Kurzen Einführung in die Geschichte der Entstehung des slavoserbischen Volkes (1765). In diesem Buche war schon auf den ersten Seiten Porphyrogennetos als die wichtigste Quelle für die ältere serbische Geschichte hervorgehoben. Alle Nachrichten des gelehrten Kaisers über die ältesten Schicksale der Serben wurden den Lesern in der vierbändingen Geschichte der verschiedenen slavischen Völker, besonders der Bulgaren, der Kroaten und der Serben von Johann Rajić (1794—5) vorgelegt. Seiner Methode folgend, liess Rajić die Quellen selbst zu Worte kommen und beschränkte sich darauf, dieselben chronologisch zu ordnen. Wenn er beim Sichten der Berichte aus der ältesten serbischen Geschichte auf Widersprüche stiess, gab er immer den Vorzug der Version, die er bei Porphyrogennetos fand.

Sein Schüler und Gönner, der Metropolit Stephan Stratimirović, befasste sich sehr innig mit dem Studium der Schriften des Porphyrogennetos; das tat er auf Grund der Ausgaben Anselmo Banduris in dessen Imperium orientale (1711 und 1729) und der Edition jener Stellen aus den byzantinischen Geschichtsschreibern, welche sich auf die Geschichte der Slaven und der byzantinischen Nachbarvölker beziehen von Johann Gotthilf Strhter (1771—9);
die auf die Serben bezüglichen Stellen aus dieser I Sammlung übersetzte Isidor Nikolić (1843). Einer vorsichtigen Kritik , unterzog die Berichte des Porphyrogennetos als erster unter den Serben Johann Subbotić (1853), indem er nur jene Nachrichten der Genealogie I des Anonymus Antibarensis (Presbyter Diocleas) gelten liess, welche durch Porphyrogennetos bestätigt sind. Ganz entgegengesetzter Meinung war Konstantin Nikolajević, welcher in einer weitläufigen Abhandlung (1862—71) der Volksüberlieferung den Vorzug gab. Hilarion Ruvarac liess sich durch solche Ansichten nicht irreführen, sondern stellte sich auf Seite jener Forscher, welche den kritisch beglaubigten Berichten des Porphyrogennetos Glauben schenkten. Es ist ein ewiger Schaden, dass Gabriel Manojlović seine Studien über die Schrift De administrando imperio (1910—1) nicht zu Ende geführt hat. Eine treffliche Einführung in die umfangreiche Literatur über Konstantin VII. Porphyrogennetos stellen zwei Artikel Dragutin Anastasijevićs über den Kaiser und über die Einwanderung der Kroaten und der Serben dar (1928—9). Seit der Gründung des Byzantinologischen Instituts der Serbischen Akademie der Wissenschaften ist ein rasches Aufblühen der Forschung der byzantinischen Geschichtsschreiber leicht bemerkbar. Der Leiter des Instituts, Georg Ostrogorsky, lieferte einige mustergültige Beiträge zur wohlwollenden und doch strengen Kritik der Berichte des Porphyrogennetos. Das Institut hat sich zur Aufgabe gemacht, alle die Stellen aus den byzantinischen Historikern, welche sich auf die Geschichte der Südslaven beziehen, zu sammeln, zu übersetzen und mit streng wissenschaftlichen Kommentaren zu versehen. Der zweite Band in dieser Reihe bringt die Übersetzung der Berichte Konstantins VII. Porphyrogennetos über die Südslaven und einen reichen Kommentar, in welchem sein Bearbeiter, Božidar Ferjančić, sowohl die ausländische wie auch die einheimische Literatur zur Klärung der Berichte des Porphyrogennetos herangezogen hat.



ПРОУЧАВАЊЕ СПИСА КОНСТАНТИНА VII ПОРФИРОГЕНИТА У СРПСКОЈ ИСТОРИОГРАФИЈИ